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14.11.2017

Akademisierungswahn – Auswirkungen auf Berufsbildung

Die gesellschaftliche Wertschätzung der dualen Ausbildung erhöhen

Momentan herrschen in Deutschland laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) „Top-Chancen auf Ausbildung“. Diese Formulierung ist jedoch eine Verherrlichung für ein ernstes Problem: Es gibt zu wenige Bewerber für die duale Berufsausbildung.

Der Trend zum Studium

In besagtem Artikel werden die Zahlen der Schüler, die 1995 Abitur gemacht haben, mit denen, die 20 Jahre später ihr Abitur erworben haben, verglichen. Dabei wird einem schnell der Trend bewusst, dem Deutschland folgt. 1995 waren es noch ca. 25% eines Jahrgangs, die das Abitur erwarben, 2015 waren es hingegen schon ca. 55%. Inzwischen studieren fast 3 Millionen Menschen in Deutschland und Jahr für Jahr gibt es mehr Studienanfänger als Auszubildende. Diese Tendenz ist vor allem der Politik geschuldet, die jahrelang gepredigt hat, dass man nur als Akademiker ein gutes Leben führen könne.

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Dabei gilt ganz klar in Frage zu stellen, wie es zu diesem Anstieg der Abiturienten und Abiturientinnen kommen konnte. Bundesweit zeichnet sich die klare Tendenz ab, dass das 1,0 - Abitur ca. 14 Mal häufiger vorkommt als noch vor zehn Jahren. Die Inflation der Bildungszertifikate bedeutet gleichzeitig eine Schwächung ihrer Aussagekraft. Diese Schwächung der Aussagekraft bezieht sich allerdings nicht allein auf das Abitur, sondern auch auf den an der Universität erworbenen Abschluss. Der Arbeitsmarkt wird demzufolge mit Akademikern und Akademikerinnen überschwemmt, die sie zunächst einmal auf Herz und Niere prüfen müssen, da ihre Zeugnisse im Vergleich zu denen von vor 20 Jahren relativ aussageschwach sind.

Was passiert, wenn alle studieren gehen?

Doch was ist eigentlich mit dem klassischen Ausbildungsberuf? 2016 wurde ein neuer Tiefstand erreicht: es gab nur 1,32 Mio. Auszubildende in Deutschland. Seit 2008 werden es von Jahr zu Jahr spürbar weniger Azubis. Welche Auswirkungen hat das auf den Arbeitsmarkt in Deutschland? Es wird händeringend fachkundiges, praxiserfahrenes Personal gesucht und nicht gefunden, da sich immer weniger junge Menschen für eine duale Ausbildung entscheiden. Eine Konsequenz aus diesem Akademisierungswahn ist der sogenannte „Downgrading-Effekt“, welcher die Tatsache beschreibt, dass Akademiker jetzt die Jobs von Azubis ausfüllen müssen, da der Stellenmarkt von Akademikern überschwemmt wird und kaum noch fachspezifisch ausgebildete Arbeitskräfte zu finden sind. Ein Blick auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien zum Beispiel zeigt deutlich, wie wenig hilfreich eine solch hohe Akademikerquote für die Volkswirtschaft ist.

Jetzt umdenken!

Deutschland will und muss diesem Trend jetzt mit Bestimmtheit entgegenwirken. Ausgebildete Fachkräfte waren immer eine besondere Stärke der deutschen Wirtschaft. Die Änderungen im deutschen Bildungssystem drohen nun, diese Stärke zu verlieren.

Die Idee, dass man nur als Akademiker ein gutes Leben führen kann, muss aus den Köpfen der Bevölkerung verschwinden. Mit einer dualen Ausbildung kann der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere gelegt werden. Zudem bietet eine abgeschlossene Ausbildung die Möglichkeit, an zahlreichen Fortbildungen teilzunehmen. Lebenslanges Lernen ist unerlässlich, um im Beruf erfolgreich zu sein. Es müssen jedoch nicht nur junge Menschen dazu bewegt werden, eine Ausbildung wieder vermehrt in Erwägung zu ziehen, sondern auch die Berufsschulen reformiert werden. Denn auch dort herrschen Mängel, die womöglich zu dem Akademisierungswahn beigetragen haben, wie zum Beispiel zu wenige Lehrer: In Nordrhein-Westfalen gab es 2013 nur einen einzigen Referendar fürs Lehramt an Berufskollegs im Fach KFZ-Technik. Folglich ist in diesem Bereich ebenfalls ein negativer Trend erkennbar, denn wenn es keine ausgebildeten Lehrkräfte für Berufsschulen gibt, gibt es auch kein ausgebildetes Fachpersonal mehr. Durch dieses Beispiel wird erneut deutlich, wie kurz Deutschland sich vor einem Zusammenbruch des dualen Ausbildungssystems befindet.

 

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